„Willi“ – Landrover Defender 110

2017 haben wir Willi bei uns in der Familie aufgenommen. Ja, es ist „nur“ ein Auto und ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal so schreiben werden. Ich erinnere mich noch genau, als Holger stundenlang durch das Internet gesurft ist und irgendetwas von einem tollen Auto erzählt hat. Ein Blick und ich war entsetzt. Das hatte er nicht wirklich vor? Dafür wollte er seinen schnittigen sportlichen BMW verkaufen? Niemals. Machen lassen. Vergeht. Es dauerte nicht lange und er erzählte etwas von einer „Schrauberbude“ – sorry Jungs, ihr seid klasse – ganz in der Nähe und einer möglichen Probefahrt, um ein solches Fahrzeug mal zu testen. Die Probefahrt lies auch nicht lange auf sich warten. Ich wusste nicht, dass Holger so hartnäckig ist. Da stand ich nun vor dem Geschoss. Alleine das Einsteigen war schon eine sportliche Übung. Nichts mit bequem in den Sitz rutschen lassen. Nach einer halben Stunde stand für mich fest. Wir werden wohl bald getrennte Autos haben. Mir war speiübel. Auf gerader Strasse hatte ich das Gefühl stetig ganz leicht im Sitz hin und her geschaukelt zu werden – nichts für meinen Magen. Holger sagte außer, das gehört zu dem Fahrzeug und das ist doch gerade cool, nicht viel dazu. Er wirkte irgendwie zufrieden. Was soll ich sagen. Ein paar Wochen später fuhr Holger quer durch Deutschland und kam mit Willi zurück. Will ich oder nicht – irgendwie ist er schon besonders. Schwupps und schon war ich infiziert und finde Willi heute einfach nur genial.

Heute ist Will unser liebstes Reisegfährt. Wir lieben diese fast grenzenlose Unabhängigkeit, die er uns ermöglicht. Am Liebsten erleben wir diese in Schweden und Norwegen. Aber, Europa ist groß und viele weitere Länder sind schon hinzugekommen.

Schrauben ist nur etwas für Jungs? Weit gefehlt. Na ok, Motor und Co überlassen wir den Schrauberjungs. Der Innenausbau gehört uns. Ich finde Willi einfach genial. Nach unserer letzten Tour möchte ich übrigens einen „Schrauberkurs“ machen. Nicht so ein abgedrehtes Ding, wo sich die Jungs gegenseitig etwas beweisen wollen. Ich will Willi unter der Haube verstehen. Damit man in der Ferne sich eventuell auch etwas selbst helfen kann oder zumindest die Situation besser einschätzen kann. Wir hatten da eine lustige Geschichte zuletzt in Norwegen. Die erzählt euch aber Holger im Reiseblog.

„Willi“ stellt sich vor

 Technische Eckdaten:

  • Jaguar Land Rover Defender 110 (GB), Erstzulassung 03/2015
  • beim Kauf 11/2016 ca. 40.000km, heute 09/2020 78.000km
  • Euro5 Diesel
  • 4 Zylinder, 90 KW, 122 PS, Turbodiesel, Partikelfilter
  • Getriebe: 6 Gang, manuell
  • Antrieb: Allrad, permanent
  • Doppelbatteriesystem
  • Verbrauch: ca. 10l/100km (mit Rückenwind)
  • Höchstgeschwindigkeit: ohrengerechte 130
  • von 0-100 km/h in 17s
  • Sitzplätze 7, nach Umbau 4
  • Fahrgeräusche: muss er einfach haben, abhängig von der Bereifung
  • Bereifung: 119/116R Goodrich Bridge All-Terrain
  • Länge: 4,78 m
  • Breite: 1,79 m
  • Höhe: 2,60 m (Dachzeltaufbau)
  • Leergewicht: ca. 1.980 kg
  • Xenon-Licht und Lazer Light

„Willi“ RoomTour

Hier haben wir für Euch ein Video geplant. Ende September ist es soweit. Dann muss Willi zur Durchsicht und zum TÜV. Danch geht es in den Urlaub – mit viel Glück in die Toskana. Die Gelegenheit.

Innenausbau im Detail

Nach unserer ersten Reise durch Schweden kam ich ins Überlegen, was das Reisen mit Willi noch praktischer und entspannter machen könnte. Die Sortierung der Küchenutensilien und Klamotten über durchsichtge Plastikkisten ist eine Lösung, aber nicht perfekt. Es soll funktional sein und irgendwie zu Willi passen. Er ist für uns eher stylisch und weniger rustikal. Dafür hat er zu wenige Kilometer auf dem Buckel. Nach endlosen Stunden auf Youtube stand mein Plan. Nun musste ich nur noch Holger überzeugen. Richtig. Jetzt musste ich ran. Nicht leicht. „Das ist nicht leicht, wir haben keine Erfahrung, das schaffen wir nie, das können wir doch auch kaufen…“. Heute können wir sagen, sägen, schleifen, bohren, nuten … hat wirklich gemeinsam doppelt so viel Spass gemacht. Na ja, fluchen, schimpfen, korrigieren … war auch alles dabei.

Willi vorher

Willi’s Bauphase

Unsere kleine Werkstatt – optimal im Frühjahr/Sommer: unser Carport. Auto raus. Zwei Böcke aus dem Baumarkt, Brett drauf und die bei Bedarf mit Holzzwingen befestigen. Ein alter Holztisch diente als Ablage für unser Werkzeug. Willi stand immer dabei. Los ging das Messen, Planen, Sägen, Feilen, Schleifen, Anpassen, Streichen, Lackieren und Einbauen. Viele Stunden nach dem Büro und am Wochenende.

Gebaut wurde von links nach rechts. Also zuerst kam der Schrank dran. Er sollte auch das schwerste Stück werden. Man soll ja immer mit dem Schwersten anfangen. Aus Pappe haben wir Schablonen gebaut. War also nicht der Versuch der Ökovariante. Danach haben wir Stück für Stück den Rohling zusammengesetzt. Zwischendurch haben wir das Konstrukt immer wieder in den Willi eingesetzt, um zu schauen, ob auch alles passt. Ganz wichtig war das Schließen der Tür zu berücksichtigen. Es musste genügend Abstand für die  Innenverkleidung da sein. Um dem Schrank später ausreichend Halt zu geben, haben wir ihn genau in die Radkastenverkleidung eingepasst. Es waren so tatsächlich keine Schrauben für eine Fixierung erforderlich. Lediglich ein starkes beidseitiges Klettband säumt die untere Auflagefläche und gibt so zusätzlichen Halt. Auf unsere Norwegentour haben wir es getestet. Es hält. Etwas komplizierter waren die Fächerklappen. Die haben wir mit Scharnieren angebracht. Das war etwas Fummel, da sie ja ordentlich schließen sollten und dazu auch noch alle drei gleich. Details ersparen wir euch. Das Schubfach war auch nicht ohne. Kleine Fehler beim Messen machten sich hier sofort bemerkbar. Das Fach durfte weder an der Arbeitsplatte oben noch unten schleifen. Nur dann konnten die Push to open Slider funktionieren. Es hat funktioniert. Einen kleinen Nachteil gibt es. Bei starken Kurven kann es passieren, dass sich das Fach öffnet. Hier überlegen wir uns gerade eine Lösung zur Fixierung. Ansonsten ist das Fach klasse. Leichtes Öffnen und dann das ganze Besteck, Gewürze etc. alles auf einen Blick. Die Farbwahl; gar nicht einfach. Was passt am Besten zu Willi. Das Ergebnis unserer Überlegungen seht ihr. Die Arbeitsplatte haben wir mehrfach farblos lackiert. Hier kann man hervorragend kleine Dinge vorbereiten, essen und seinen Sundowner bei einem guten Buch geniessen, wenn es draussen mal kälter ist. Die Push Lock Verschlüsse an den Fächerklappen halten super fest. Nichts klappert und das Öffnen ist kinderleicht.

Die Sitzbank ging dann nach der Schrankerfahrung wesentlich schneller. Wichtig war uns ein kleiner Stauraum und eine Sitzgelegenheit. Die Sitzkisssen haben wir uns aus der Matratze gefertigt, die in dem Maggiolina Dachzelt gelegen hat. Wir machen keine Werbung. Das Dachzelt ist toll, nur die Matratze war nicht ganz „altersgerecht“. Man liegt sich einfach durch und das ist bei langen Touren ätzend. Das stellen wir euch bei der Roomtor ausführlicher vor. Nun sind alle Utensilien verstaut.

Wir brauchten nur noch einen Platz für unseren Kompressorkühlschrank. Dafür haben wir einen Sitz ausgebaut und uns ein Gestell gebaut. Über den Hersteller kann man ein Befestigungkit erwerben, welches auf das Gestell aufgeschraubt wird und so einen super festen Halt des Kühlschranks garantiert. Nun ist Willi ein 4-Sitzer und damit weiter Alltagstauglich.

Willi nachher

Nach ca. 2 Monaten ist es geschafft. Ein Schrank für die Küchenutensilien, eine Sitzbank mit Staufunktion und eine Vorrichtung für den Kompressorkühlschrank haben wir fertig eingebaut. Auf einen neuen Bodenbelag verzichten wir vorerst, da wir noch nicht das Passende für uns gefunden haben. Zwei kleine Lampen geben zusätzliches Licht.

Unsere neuen Einbauten haben wir in der Praxis in Norwegen getestet. Es hat alles super funktioniert. Bei Regen und kühlen Momenten haben wir ganz gemütlich im Willi gegessen, gelesen, geschrieben und Musik gehört. Unterwegs habe ich bei Norwegern eine kleine Lampe mit Kamineffekt im Camper gesehen. Sehr gemütlich. Im Internet gefunden, wird sie uns nun demnächst auch begleiten. Aktuell überlegen wir, ob es notwendig ist, eine Standheizung einzubauen. Rechtfertigt der Nutzen das Geld? Wir werden berichten.