Genussreise in die Toskana
Endlich ist es wieder soweit. Unsere nächste Tour mit Willi, unserem Landrover Defender, steht an. Wir wollen in die Toskana. Eine für uns noch unbekannte Gegend entdecken und erkunden. Die Gaumenfreuden sollen dabei ganz im Fokus stehen. Schließlich ist die Küche eines Landes ein Teil der Kultur.
Es ist Anfang Oktober 2020 und um uns herum steigen die Coronazahlen wieder an. Italien scheint, wie Deutschland, (noch) verschont zu bleiben. Können wir es wagen und eine Tour machen? Keine leichte Entscheidung in dieser Zeit. Mit Willi sind wir komplett unabhängig, für uns alleine unterwegs und können den Kontakt zu Menschen sehr gut vermeiden. Wir wagen es.
Willi ist gepackt. Sollten die Nächte kälter werden, ein zusätzlicher warmer Schlafsack ist mit dabei. Auf den Einbau einer Standheizung haben wir weiter verzichtet. Die Kosten wollen wir sparen. Wir hoffen auf einen tollen Spätsommer und viel italienisches Flair. Lediglich mit einer groben Planung für den Hinweg und den Zeitpunkt, wann wir den Rückweg antreten müssen, geht es los. Wie immer wollen wir uns, soweit möglich, treiben lassen, den Tag nutzen und den Augenblick genießen. Carpe Diem! Allein der Weg ist unser Ziel.
Los geht’s. Es ist wieder irgendwie aufregend, in Willi zu steigen und zu wissen, dass er die nächsten 14 Tage unser zu Hause sein wird. Das erste Zwischenziel ist München. Mit 10 Stunden Fahrtzeit eine der längsten Strecken. Der Stau rund um den Elbtunnel ist wie immer nervig und wird sich wohl nie ändern. In München kann man direkt in der Stadt campen. Das wussten wir bisher nicht – eine tolle Sache. Wir wählen den Campingplatz Thalkirchen direkt an der Isar. Er ist super gelegen. Man kann zu Fuss in den Tierpark und in Biergärten gelangen. Die City erreicht man ganz leicht mit den nahe gelegenen öffentlichen Verkehrsmitteln. Zum Campingplatz gibt es nicht viel zu sagen. Etwas ungepflegte und in die Jahre gekommene Sanitäranlagen, alle Restaurants und Kioske geschlossen und der Preis wie in der Hauptsaison. Sehr früh fahren wir dann nach Österreich und über den Brenner nach Italien. Die Vignettengebühr in Österreich, die Maut für den Brenner und die Italienischen Autobahnen und die Benzinkosten machen auf der Reise übrigens den größten Kostenblock aus. Kleiner Tipp: beim Tanken haben wir einmal richtig zugelangt – Diesel für fast 2€/Liter. Wir standen einfach an der falschen Zapfsäule. In Italien wird der Preis danach unterschieden, ob man mit oder ohne Service tankt. Wer sein Auto betanken lässt, der zahlt einfach mehr. Das erklärte uns später auch den verwunderten Blick der Italienerin, als ich, während Holger tankte, die Scheiben von Willi selbst geputzt hatte. Das wäre im Service dabei gewesen. Man lernt nie aus.
Buongiorno Italia!
La Spezia (Lerici)
Wir fahren lange Zeit über die Autostrada Richtung Genua und biegen dann Richtung La Spezia (Region Legurien) ab. Die Strassen sind eine Katastrophe und machen uns keine Lust auf Italien.
Portofino
Unser nächstes Ziel ist Portofino. Hierzu müssen wir etwas zurück in Richtung Nordwesten fahren. Wir nehmen wieder die etwas unspektakuläre Autostrada. Kein optisches Highlight aber wir kommen so schnell ans Ziel. Auf dem Rückweg gönnen wir uns einen besonderen Weg. Er wird uns viel Zeit kosten, aber es lohnt sich. Später dazu mehr. Auf den letzten Kilometern nach Portofino wird Fahren zur kleinen Herausforderung. Die Strassen sind sehr schmal und oft nur oneway befahrbar. Das Wetter ist traumhaft und die Umgebung wunderschön. Gern würden wir den Blick einfach nur schweifen lassen. In Portofino selbst gibt es kaum Parkmöglichkeiten, lediglich ein Parkhaus. Für Willi gänzlich ungeeignet. Wir stehen vor dem Parkhaus auf einem kleinen Platz. Rechts die Polizeistation und links geht es in die autofreie Zone Richtung Marina di Portofino. Jetzt wird es spannend. Ein Polizist kommt auf uns zu. Öffnet eine Kette zu einer Stellfläche der Polizei und winkt uns mit Willi darauf. Nun stehen wir ganz alleine auf einem Parkplatz, der eigentlich für Polizeifahrzeuge vorgesehen ist. Glück gehabt. Willi macht’s möglich. Der Italiener freut sich mit uns. Portofino ist einfach nur wunderhübsch und lädt zum Verweilen ein. Bunte Häuser und kleine Kaffees säumen die Marina, bunte Boote schaukeln leicht auf dem türkisfarbenen Wasser und die Sonne strahlt mit uns um die Wetter. Wir schlendern durch die kleinen Gassen. Ein kleiner Weg führt gegenüber des Hafens zum Castello Brown. Von dort haben wir einen traumhaften Blick über die Marina und die bunten Häuser von Portofino.
Nationalpark Cinque Terre
Wir fahren zurück, in Richtung Süden auf unserem Weg in die Toskana nun über die Küstenstrasse. Der längere Weg führt uns über Cinque Terre, ein etwa zwölf Kilometer langer steiler Küstenstreifen der Italienischen Riviera mit 5 alten Fischerdörfern , die von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurden. Die ganze Region ist als Nationalpark geschützt.
Nordwestlich des Nationalparks liegt Levanto. Hier wollen wir erst einmal übernachten. Die Küste von Levanto wird uns wohl noch länger im Gedächtnis bleiben. Auf unserm Weg zum Campingplatz machen wir kurz an der Uferpromenade halt. Die Sonne leuchtet orange rot über dem Meer und taucht den gesamten Ort in warmes Licht. Menschen stehen an der Promenade und beobachten die vielen Surfer, die auf den Wellen in den Sonnenuntergang reiten. Die Stimmung ist besonders. Wir haben ein Gefühl von Sommer und Freiheit. Am Liebsten würden wir hier direkt unser Nachtlager aufschlagen und mit nackten Füßen durch den warmen Sand in Richtung Meer laufen.
Nachdem wir den Moment genossen haben, entscheiden wir uns doch für die Übernachtung auf dem Campingplatz „Acqua Dolce“. Das wird aber nichts. Es gibt keinen Platz mehr. Damit haben wir nicht gerechnet. Es ist Nachsaison und Italien coronabedingt fast wie leer gefegt. Was nun? Der Betreiber nennt uns eine Alternative, die ca. 20 km entfernt ist. Das hört sich ganz nah an, aber über Serpentinen eine lange Strecke. Dazu kommt, es ist dunkel geworden und die Strassen sind nicht beleuchtet. Willis Spezial-Scheinwerfer helfen uns durch die Dunkelheit. Wir finden den Campingplatz und haben doch noch eine entspannte Nacht. In den nächsten Tagen werden wir nun etwas eher nach einem Nachtquartier Ausschau halten müssen. Sicher ist sicher.
Am nächsten Morgen passieren wir den Nationalpark. Vor uns fädeln sich von nordwest nach südost die romantischen kleinen Dörfer Monterosso, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore wie Perlen auf eine Schnur – Cinque Terre (5 Dörfer). Die Fotos können nur einen kleinen Eindruck wiedergeben. Man muss es erleben. Wir nehmen uns 2 Tage, um tatsächlich alle 5 anzuschauen. Der Weg von Dorf zu Dorf führt über Serpentinen auf und ab. Wir drücken oft die Daumen, dass die entgegenkommenden Fahrer auf ihrer Strassenseite bleiben. Manchmal ist es ganz schön knapp. Wir erinnern uns an eine italienische Tradition. Bei nicht einsehbaren Kurven hupen wir laut und deutlich und hoffen, dass es hilft. Der Glaube daran beruhigt. Wer mehr Zeit hat, sollte sich pro Dorf einen Tag nehmen, eine der Trattorien besuchen und hier eine der vielen Meeresfrüchtespezialitäten oder eine Nudelspezialität mit Pesto genießen. Man kann übrigens auch ganz entspannt mit dem mittlerweile durch die Orte führenden Zug fahren. Kommt mit und lasst uns einen kurzen Blick auf jedes der Dörfer werfen.
Monterosso: der nördlichste und größte Ort der Cinque Terre und der einzige mit einem großen Badestrand. Er ist ein optimaler Ausgangspunkt für viele Wanderungen entlang des Meeres und durch den Nationalpark. Sehenswert ist die Kirche San Giovanni Battista aus dem 13.Jh., mit ihrem barocken Hauptaltar. Vernazza: das Fischerdorf wurde ca. im Jahr 1.000 gegründet. Auf einem Felsvorsprung befindet sich das Kastell Doria, welches aus dem 11. Jahrhundert stammt. Die Kirche Santa Margherita d’Antiochia wurde im 13. Jahrhundert erbaut. Corniglia: dieser Ort liegt mit seinen 250 Einwohnern als einziger der 5 Fischerdörfer nicht direkt am Meer sondern auf einem Felsvorsprung in 100 Metern Höhe, der schroff zum Meer hin abfällt. Drumherum befinden sich große Weinberghänge. Manarola: ist ein Ortsteil von Riomaggiore, und unser Lieblingsdorf. Man sagt, Manarola ist der älteste Ort der Cinque Terre. Hier gibt es etwas besonders Leckeres. Eis. Ok, in Italien grundsätzlich nichts Besonderes und fast immer super gemacht und köstlich. Hier genießen wir es aus frisch gebackenen Gebäckschalen und von knusprig gebackenen Teiglöffeln. Riomaggiore: ist das östlichste der 5 Fischerdörfer. Das nahe gelegene Mandorla kann neben der Bahn und dem Boot über einen in den Fels gehauenen Fussweg, den „Via dell’ Amore“, erreicht werden (Eintritt). Der Ausblick ist einfach malerisch und lohnt sich auf jeden Fall. Die kleinen bunten Holzfischerboote liegen, wie auch in Manarola, bis weit in die Fussgängerzone hinein.
Wir verlassen den Nationalpark und fahren weiter an der Riviera entlang. Für einen Moment haben wir das Gefühl, wir wären in Miami. Wir werden in Viareggio übernachten und genießen den Abend und einen wunderschönen Sonnenuntergang am Strand.
Pisa
Wir fahren weiter Richtung Toskana. Pisa ist unser nächstes Ziel. Ganz früh am Tag erkunden wir die Gassen von Pisa. Sie sind fast menschenleer und das Wetter meint es gut mit uns. Sonst gibt es nur zu sagen, der Turm ist wirklich schief.
In einem kleinen Kaffee genießen wir eine Köstlichkeit – Aragostine Pistacchio– kleine Blätterteigteilchen gefüllt mit einer Pistaziencreme. Sie finden wir später oft wieder aber nirgendwo waren sie so lecker wie hier. Die backe ich bald einmal nach. Das Rezept findet ihr dann hier.
Lucca
20 km von Pisa entfernt liegt die antike Stadt Lucca. Sie ist von einem eindrucksvollen Befestigungswall umgeben, der mit seinen grünen Wiesen und Bäumen zu einem Spaziergang rund um die so befestigte Innenstadt einlädt. Im Zentrum befindet sich die Piazza dell’ Anfiteatro – ein großer runder Marktplatz, der von in gelb gehaltenen Häusern gesäumt wird. Heute findet man da jede Menge Restaurants und Kaffee’s. Sehenswert ist die Kirche San Michele. Wir essen in einem kleinen Restaurant ganz traditionell mit Pecorino gefüllte Ravioli.
Volterra
Volterra liegt in der Provinz Pisa und zeigt noch Spuren ihrer etruskischen und römischen Vergangenheit. Touristisch ist Volterra sehr beliebt und zieht unter anderem Fans der Twilight-Serie an, die hier unter anderem gedreht worden ist. Aber auch der hier verarbeitete Alabasterstein findet Liebhaber. Volterra ist das Zentrum der europäischen Alabasterverarbeitung. Wir schlendern durch den Ort und kehren in die Boutique del Tartufo ein. Von Stefania lernen wir hier eine Menge über Trüffel. Wusstet ihr, dass der Trüffel ein Pils ist, der sich frisch nur maximal 2 Wochen hält? Damit fällt das Mitnehmen von frischem Trüffel leider weg. Stefania kann uns aber tolle Produkte empfehlen, mit denen wir zu Hause leckere Gerichte zaubern können. Diese könnt ihr übrigens unter www.boutiquedeltarufo.it (keine Werbung) bestellen und euch liefern lassen. Selbst frischer Trüffel ist lieferbar und soll in 2 Tagen da sein. Übrigens, Trüffel werden in der Toskana nicht mit Trüffelschweinen gesucht. Dafür gibt es speziell ausgebildete Hunde, die den Job übernehmen. Mit einer speziellen Trüffelschaufel (vanghetta) wird dieser dann aus der Erde geholt. Am Liebsten hätte ich eine Trüffeltour durch den bunten Wald gemacht. Beim nächsten mal.
Aufgrund der zunehmenden Menschenmenge verlassen wir Volterra und ziehen schnell weiter.
San Gimignano
San Gimignano liegt in der Provinz Siena und wird auch als das mittelalterliche Manhattan oder die Stadt der Türme bezeichnet. Die Türme sind die sogenannten Geschlechtertürme. Im Mittelalter haben Patrizierfamilien sich mit der jeweiligen Höhe ihres Turms übertreffen wollen. Von den ehemals 72 Türmen existieren heute noch 15. Wenn ihr durch die Gassen bummelt, fühlt ihr euch in das Mittelalter zurückversetzt. Viele kleine Läden präsentieren den für die Provinz Siena typischen Peccorino. Ein aus Schafsmilch handgemachter und zumeist handgroßer runder Käse (ca. 1 Kilo), der seinen Geschmack abhängig von der Dauer der Reifung ausbildet. Einige Sorten sind auch mit Heu, Trüffel und anderen Gewürzen geschmacklich verfeinert.
In einer kleinen Käsemanufaktur kehren wir ein und tauchen in diese Vielfalt der Käseherstellung ein. 2 der kleinen runden Käse – einer mit Heu bedeckt und einer mit Trüffeln verfeinert – kommen mit uns nach Hause.
Siena
Auf dem Weg nach Siena fahren wir durch Val d’Orcia, ein Tal mit der typischen hügeligen Landschaft, die viele Künstler und Fotografen inspiriert. Die Sonne ist kurz vor dem Untergehen und wir kommen an einem der berühmten Fotomotive vorbei. Purer Zufall. Das Foto zeigt tatsächlich die Toskana, wir wir sie uns vorgestellt und nun schon länger gesucht haben. Ihr findet das Foto ganz am Anfang des Beitrages. Wir übernachten in einem typischen Agritourisma (Val d’Orcia, Strada Comunale del Borghetto). Ein Bauernhof mit Eseln, Ziegen und Scharfen sowie Wein- und Olivenanbau. In einem kleinen Geschäft können die daraus hergestellten Produkte – alles Bio – erworben werden. Im angeschlossenen Restaurant gibt es leckere Gerichte aus den selbst angebauten Zutaten. Eine kleine Ecke der Fläche ist für Camper vorbereitet. Also verbringen wir die Nacht direkt neben den Ställen. Was meint ihr, wer uns früh geweckt hat? Nein, nicht der Hahn. Der Esel und das ordentlich laut.
Siena gilt als die schönste Stadt der Toskana mit dem mittelalterlichen Charakter der Gotik. In der riesigen Altstadt werden auf der großen halbrunden Piaza del Campo, zweimal im Jahr Pferderennen (Palio di Siena) ausgetragen. Sehenswert ist der Dom aus schwarzem und weißen Marmor.
Pienza
Pienza, in der Provinz Siena und im Val d’Orcia liegend, wurde von Papst Pius II. geprägt und erhielt von ihm den heutigen Namen. 1996 wurde das historische Zentrum von Pienza zum Weltkulturerbe erklärt. Wir starten unsere Erkundungstour früh am Morgen. Es ist kühl geworden. In einem Kaffee vor dem Dom holen wir uns einen Espresso und ein Cornetti alla Crema, ein mit Vanillecreme gefülltes Croissant. So kann der Tag starten. Nirgendwo schmeckt der Espresso wohl so gut, wie in Italien.
Der beste Pecorino soll übrigens aus Pienza kommen. Er wird aus der schmackhaften und aromatischen Schafsmilch von Hand hergestellt. Ein größeres Exemplar, 2 Jahre gereift, nehmen wir mit. Er wird uns noch lange an Italien erinnern und so das Urlaubsfeeling verlängern. In einem alten winzigen Haushaltsgeschäft kaufe ich zudem für kleines Geld ein Nudelholz. Damit werde ich nach alter Tradition Nudeln herstellen. Der nächste trübe Herbsttag mit etwas Zeit kommt bestimmt. Die Nudeln mit dem Käse kombiniert…das wird lecker.
Von Pienza aus zu Fuss erreichbar, ausgehend von der Pfarrkirche von Corsignano, erreicht man eines der berühmtesten Fotomotive der Toskana die Cappella di Vitaleta (San Quirico d’Orcia, Province of Siena). Wir fangen das Motiv auf unserem Weg nach Montepulciano ein. Die kleine sehr alte Kapelle, Weltkulturerbe der UNESCO, ist von Zypressen umrahmt und liegt vor der wunderschönen Hügellandschaft des Val d’Orcia. Dem Volksglauben nach, wurde sie an der Stelle erbaut, an der die Madonna einer kleinen Hirtin erschienen war.
Montepulciano
Eine Nachbargemeinde von Pienza ist Montepulciano, das neben dem Chianti mit zu den bekanntesten Weinanbaugebieten in Europa zählt. Der Rotwein hat einen noblen Namen „Vino Nobile di Montepulciano“, nicht zu verwechseln mit Montepulciano d’ Abruzzo. Der Wein reift in Fässern oder ganz neu auch in Tongefäßen und erhält so seinen unverkennbaren Geschmack. Ein Winzer erzählte uns, dass er auch von kleinen Flaschenmengen seines Weines leben kann. Das Anbaugebiet und die Bezeichnung „Montepulciano“ hilft ihm, da er für die Flasche einen höheren Preis bekommt.
Montepulciano ist pittoresk und auf einer Kuppe eines rund 600 Meter hohen Hügels errichtet und von einer mittelalterlichen Stadtmauer umgeben. Sehenswert sind der Piazza Grande mit dem Dom und der Palazzo Comunale.
Chianti
Chianti kannten wir bis dahin als Rotwein, der im wesentlichen aus der Sangiovese-Traube besteht. Das ist soweit richtig. Es bezeichnet aber auch ein Gebiet einer Gebirgskette im Zentrum der Toskana, in der schon seit vielen Jahrhunderten genau dieser Chianti-Wein produziert wird. Sowohl die Etrusker als auch die Römer besiedelten das Gebiet und hinterließen ihre Spuren im Weinbau. Wir besuchten einen Ort im senesischen Teil im nordosten des Chiantigebietes – Castellini. Ein kleiner verschlafener Ort, der aber einen interessanten Wein produziert. Interessant für uns deshalb, weil dessen Etiketten jedes Jahr einen speziellen Vogel zeigen. Einen Spitzenwein des Chianti, bezeichnet als Chianto Classico, erkennt ihr übrigens an dem schwarzen Hahn (Gallo Nero) auf dem Flaschenhals und der Banderole. Er ist das Emblem der Chianti-Liga und verdankt seine Entstehung der Rivalität zwischen den Stadtstaaten Florenz und Siena und ihrem endlosen territorialen Konflikt. Es ist ein Garant dafür, dass strenge Auflagen bei Anbau, Lese und Vinifizierung eingehalten werden.
Der Vin Santo, ein süßer Dessertwein, unter anderem in Montepulciano und dem Chianti hergestellt, wird sehr oft zu Cantuccini getrunken. Dieses harte Gebäck darin eingetaucht, schmeckt richtig lecker.
Florenz
Florenz ist die Hauptstadt der Region Toskana, die achtgrößte Stadt Italiens und Heimat der Dynastie der Medici. Aber auch Michelangeo, Galileo Galilei und Leonardo da Vinci lebten hier. Wir haben einen Tag, um die Stadt zu erkunden und einen ersten Eindruck zu gewinnen. Einen ersten Panoramablick auf Florenz erhaschen wir vom Piazzale Michelangelo, gebaut im 19. Jahrhundert. Im Gedächtnis sind uns großartige Bauten wie die Basilica di San Lorenzo, die Franziskanerkirche Santa Croce, der Palazzo Vecchio, Giottos Campanile, den Duomo und die Klosteranlage Santa Maria Novella geblieben. Eindrucksvoll ist auch die mit Häusern bebaute älteste Brücke von Florenz die Ponte Vecchio ganz in der Nähe des Palazzo gleichen Namens. Wir haben sie in der untergehenden Sonne eingefangen. Die historische Innenstadt wurde übrigens vom Forbes Magazin zu einer der schönsten Städte der Welt ausgewählt.
Wir übernachten über den Dächern der Stadt auf einem terrassenförmig angelegten Campingplatz (Camping Village Panoramico Fiesole, Via Peramonda, Fiesole) mit Blick auf Florenz. Der Sonnenuntergang ist traumhaft. Wir stehen am nächsten Tag früh auf und genießen auf der Terrasse am Pool einen Cappucino mit leckeren selbst gebackenen Cantuccini und blicken hinab auf das erwachende Florenz. Lieben Dank Sophia für das Cantuccini-Rezept deines Opas. Ich habe sie nachgebacken und ihr könnt es hier finden.
Repubblica di San Marino
Wir verlassen die Toskana und fahren nach San Marino – in der Nähe von Rimini und nahe der adriatischen Küste liegend. Die wohl älteste Republik bildet den krönenden Abschluss unserer Reise. Im Jahr 301 wurde San Marino durch den heiligen Marinus (italienisch San Marino) gegründet. Die Republik ist vollständig von Italien umgeben und mit ihren 60 Quadratkilometern der fünfkleinste Staat der Welt. San Marino wird bis heute nach einer eigenen und freiheitlichen Verfassung regiert und gehört zu den reichsten Ländern der Welt. Da muss man einfach mal vorbeischauen, auch wenn San Marino nicht mehr zur Toskana zählt. Das Wetter meint es wieder richtig gut mit uns, als wir die wunderschöne altertümliche Hauptstadt gleichen Namens an den Hängen des Monte Titano besuchen und durch die Gassen bummeln. Irgendwie versprüht der Ort einen ganz besonderen Charme. Die Aussicht ist grandios und reicht bis an die Adria und weit in das Umland. Den enormen Höhenunterschied zwischen der Hauptstadt und dem darunter liegenden Dörfchen Borgo Maggiore kann man mit einer Seilbahn überbrücken. Da die Stadt sehr leer ist, fahren wir auf einen der Parkplätze und laufen zu Fuss. In der Touristeninformation holen wir uns für 5€ das Visum für San Marino. Das braucht man natürlich nicht. Aber wenn wir schon einmal hier sind, ist es eine tolle Erinnerung, die wir nun viele Jahre im Reisepass mit uns tragen können.
Der zentralste Platz der Stadt ist der Palazzo Publico mit dem Rathaus und dem Regierungssitz. Die Staatshäupter werden hier übrigens alle 6 Monate neu gewählt. Mit etwas Glück seht ihr auch eine Limousine mit einem Staatsoberhaupt. Das bedeutsamste Bauwerk ist die Basilika San Marino auf dem Piazza della libertá. Auf den höchsten Erhebungen des Monte Titano seht ihr 3 Türme, die Festungsmauer der Stadt. Der Rocca Guaita, der Rocca della Fratta und der Rooca Montale sind nach den Gipfeln benannt, auf denen sie thronen. Sie prägen das Stadtbild und zieren auch das Landeswappen.
San Marino soll aufgrund des Steuervorteils ein Shopping-Paradies für Mode, Schmuck und Parfüm sein. Wir haben tatsächlich zahlreiche Parfüm- und Schmuckgeschäfte gesehen. Warum es so viele Waffengeschäfte gibt, konnten wir nicht nachvollziehen. Wir haben uns an einem leckeren Cappuccino mit Cannoli erfreut und das sonnige Wetter genossen. Irgendwie ganz Italienisch obwohl wir Italien ja eigentlich schon verlassen hatten.
ReiseTipp zum Schluss
Auf unserer Tour haben wir wegen der allgemeinen Coronasituation die „Heißen Quellen von Saturnia“ leider nicht besucht. Thermalwasser ist eine Tradition in der Toskana. In Saturnia sprudelt 42 Grad heißes Wasser aus dem Boden und kann als Wellnessort von allen frei genutzt werden.
Abschließend können wir sagen, es war eine sehr schöne Reise. Olivenhaine, Weinberge, Zypressen, weite Felder, grüne Wiesen, Schafe und viele mittelalterliche top erhaltene Dörfer und Häuser. Wir haben einen ersten Eindruck von Land und Leuten gewonnen, einen super Spätherbst genossen und es uns kulinarisch richtig gut gehen lassen. Die Küche der Toskana ist einfach aber mit den hochwertigen Zutaten und viel Olivenöl und dem Wein super lecker. Einige Rezepte koche und backe ich nach und stelle sie euch ein.
Um die Toskana wie auf den Bildern zu erleben, empfehlen wir euch den September als Reisemonat. Dann könnt ihr die Weinernte miterleben und Wein und Oliven verkosten. Im Oktober war in 2020 die Saison vorbei und wir haben kaum noch Winzer und Olivenbauern angetroffen.
Die typischen Toskanabilder haben wir auch im Oktober wiedergefunden aber sie sind nicht so häufig, wie wir es uns vorgestellt hatten.
Wir haben uns in die Toskana nicht verliebt aber heftig geflirtet. Die Toskana ist eine Reise wert und wir kommen bestimmt einmal wieder.
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